Und täglich grüßen die Regenschirme
Und täglich grüßen die Regenschirme
Da sich in den letzten Tagen die politische Berichterstattung aus verständlichen Gründen durch sämtliche Rubriken zog, kam die Würdigung der alltäglichen Kleinigkeiten naturgemäß ein bisschen kurz: So wurde etwa aufgrund der unfreundlichen Witterung zwar fast permanent zum Regenschirm gegriffen; diese Allgegenwart spiegelt sich aber allenfalls am Rande in den journalistischen Betrachtungen wieder. Dennoch haben wir auch in der vergangenen Woche ein paar interessante redaktionelle Bemerkungen ausgegraben, bei denen es allerdings nicht immer mit rechten Dingen zuzugehen scheint.
Obwohl sich nämlich längst alle eingefleischten Schirm-Fans den 10. Februar 2016 dick im Kalender vermerkten, an dem bekanntlich auch im kommenden Frühjahr der alljährliche „Tag des Regenschirms“ begangen wird, wurde dieser Jubeltag von Radio Hamburg kurzerhand in den November vorverlegt: Vielleicht ist es auf die besondere Häufung von Regentagen in der Hansestadt zurückzuführen, dass das Internetportal des Radiosenders diesen ganz speziellen Tag in jedem Jahr gleich mehrfach begeht.
Doch auch, wenn radiohamburg.de hier möglicherweise nur einem Irrtum aufgesessen ist, können wir dieses Fauxpas nur allzu gern verzeihen; immerhin wartet das Portal anlässlich des falschen Feiertags mit einer schönen Bilderstrecke auf, die alle Liebhaber „origineller“ Regenschirme unweigerlich mit der Zunge schnalzen lässt. Da im Internet nur wahrlich kein Platzmangel herrscht, wird die Welt der Stockschirme, Taschenschirme und Werbeschirme an dieser Stelle in angemessen epischer Breite ausgerollt.
Schlucke Schwerter, keine Regenschirme
All jene Männer, die bisher stets zu Himmelfahrt anlässlich des Herrentags den Bollerwagen aus der Garage holten, mochten wahrscheinlich auch beim tagesaktuellen Bericht des Osnabrücker Zeitung an eine Ente glauben, die am 19. November den „Internationalen Männertag“ beging: Wie jedoch ein Abstecher zu Wikipedia lehrt, wird dieses Ereignis tatsächlich alljährlich kurz vor dem Jahreswechsel begangen und dient dem lobenswerten Zweck „Benachteiligungen von Männern und Jungen in den Bereichen Gesundheit, Familienrecht, Bildung und Medien aufzuzeigen, sowie ihre positiven Leistungen und Einbringung zu würdigen.“
Dass der Internationale Männertag in Trinidad und Tobago erfunden wurde, wirft fast zwangsläufig die bange Frage auf, wie schlimm es um die Männerrechte in der Karibik steht – ein heißes Eisen, welches die besagte Osnabrücker Zeitung aber nicht ganz so stark zu elektrisieren scheint. Stattdessen rückt diese mit der Würdigung des Darwin Award lieber ein paar besonders humoristisch wertvolle männliche Fehlleistungen in den Blick, die – da diese Preisverleihung nur posthum erfolgt – allesamt notwendigerweise einen tödlichen Verlauf genommen haben.
In der hier zum Besten gegebenen Top 10 hat sich der möglicherweise mancherorts bereits bekannte Schwertschlucker die ziemlich respektable Silbermedaille gesichert, der bei einer seiner Vorführungen in Ermangelung der benötigten Requisiten kurzerhand einen Regenschirm ergriff. Rief das gekonnte Schlucken noch die Bewunderung des Publikums hervor, war die Karriere des Mannes auf einen Schlag beendet, als dieser im denkbar ungünstigsten Moment versehentlich den Knopf zum Öffnen des Automatikschirms zwischen die Finger bekam.
Der Stockschirm des Herrn de Greiff
Dass es darüber hinaus jedoch auch Männer gibt, die dem starken Geschlecht alle Ehre machen, riefen in der vergangenen Woche unter anderem Westdeutsche Zeitung und Rheinische Post in Erinnerung: So wurde die im Krefelder „Haus der Seidenkultur“ verortete Ausstellung zur Geschichte der Mennoniten topaktuell um ein Exponat ergänzt, welches an einen großen Wohltäter der Stadtgeschichte erinnert. Traute sich der im 19. Jahrhundert weithin berühmte Seidenfabrikant Cornelius de Greiff nach zeitgenössischen Überlieferungen stets nur mit einem unter den Arm geklemmten Regenschirm mit auf die Straße, kann nun ein Nachbau dieses verlässlichen Begleiters (mit ganz besonderem Knauf) in der genannten Ausstellung betrachtet werden.