Regenschirme: früher Jahresrückblick mit Senz

Extravagant oder gewöhnungsbedürftig?

Bevor es demnächst irgendwann ein kleines bisschen besinnlich wird, kündigt sich mit dem 1. Advent zunächst einmal der hektische Jahresendspurt an: Da der Dezember darüber hinaus aber auch dafür geschaffen ist, sich in mehr oder weniger erfreulichen Rückblicken auf die vergangenen Monate zu ergehen, möchten auch wir die Gunst der Stunde nutzen, in den nächsten Wochen nochmals auf so manche journalistische Perle des Jahres 2015 hinzuweisen. Das Warten auf die Bescherung wird an dieser Stelle also mit einem „Best of der Regenschirme Berichterstattung“ verkürzt.

Im März wartete das Wirtschaftsmagazin brandeins mit einem Porträt von drei niederländischen Jungunternehmern auf, die es sich mittlerweile schon seit einem knappen Jahrzehnt zur Aufgabe machen, mit einem unkonventionell designten Regenschirm den entsprechenden Markt zu revolutionieren. Über den „Senz“ wurde seither zwar bereits 2010 unter anderem in der Welt aufgeregt berichtet: Das monatlich erscheinende Magazin wusste zudem aber auch mit seinem bekannten Daten-Fetisch zu überzeugen, der nicht zuletzt auch bei uns noch so manche Wissenslücke schloss.

Da brandeins Businesspläne sogar für eine noch spannendere Angelegenheit als Regenschirme hält, wird eifrig aus den Berechnungen des Erfinder-Kollektivs zitiert; diesem lässt sich dann etwa entnehmen, dass der deutsche Markt angesichts der hier jährlich über den Ladentisch wandernden 32 Millionen Exemplare bei dem Erfinder-Kollektiv ganz besondere Begehrlichkeiten weckt. Allerdings hat die Geiz-ist-geil-Mentalität zur Folge, dass die Käufer in 75% aller Fälle noch nicht einmal schlappe 10 Euro in ihre Neuanschaffung investieren – was sich wenig überraschend zumeist schon ziemlich bald böse rächt.

Wird seit Jahren immer wieder als neue Erfindung gefeiert: Senz Regenschirme

Wird seit Jahren immer wieder als neue Erfindung gefeiert: Senz Regenschirme

Mutter aller Regenschirme oder gutes Marketing

Der Trend zum Billigschirm hat schließlich zur Folge, dass weltweit Jahr für Jahr rund 1,1 Milliarden Schirme mutwillig ihren Dienst versagen: All jene, die nicht ohnehin bereits die erste größere Windböe unschädlich macht, werden infolge der geringeren Wertschätzung meist bei erstbester Gelegenheit vergessen. Mit dem „Senz“ möchten Gerwin Hoogendoorn & Co dieser Missachtung nun mit einem Produkt zu Leibe rücken, für das auch ein preisbewusster Konsument gerne etwas tiefer in die Tasche greift.

Wenngleich der „Senz“ durch seinen ans vordere Ende des Schirms versetzten Stock ein echter Hingucker ist, soll das Modell vor allem mit seinen funktionalen Kompetenzen überzeugen: Schließlich hat die ungewöhnliche Konstruktion zur angenehmen Folge, dass die Regenschirme Windgeschwindigkeiten von bis zu 112 km/h ohne zu murren überstehen. Der Stabilität kommt zudem auch das Gestänge aus Fiberglas zu Gute, während das ansonsten verarbeitete Aluminium das Gewicht auf vergleichsweise handliche 500 Gramm reduziert.

Nun mag es auf das gewöhnungsbedürftige Design zurückzuführen zu sein, dass der „Senz“ in mitteleuropäischen Gefilden noch immer nur äußerst selten gesichtet wird; im ungleich regengeplagteren Asien konnte man sich dagegen offenbar deutlich besser mit den ästhetischen Besonderheiten arrangieren; so waren die zunächst einmal probehalber nach China gesandten 10.000 Exemplare angeblich binnen einer reichlichen Woche ausverkauft. Vermutlich wurden aber auch diese – wie 99,9% aller Regenschirme – in China produziert und somit Eulen nach Athen getragen. Aufgrund der Nachfrage haben wir und andere Marktteilnehmer mittlerweile sowohl Taschenschirme als auch Stockschirme mit dem Senz-Chic ausgestattet.