Nicht ganz so neu: Regenschirme im Auto
Automobiler Luxus: Regenschirme ab Werk
Dass sich eine einstmals allein für eine geniale Suchmaschine bekannte Firma aus dem Silikon Valley mittlerweile unter anderem auch für die Konstruktion von selbstfahrenden Autos interessiert, dürfte nicht nur bei so manchem Fahrschullehrer für schlaflose Nächte sorgen: Auch für etliche Autobauer könnte es schließlich ungemütlich werden, wenn Google den dann tatsächlich automatischen Untersatz in der näheren Zukunft zur Marktreife bringt. Angesichts dieser Entwicklung wollen sich die bedrohten Platzhirsche keineswegs damit begnügen, fortan selbst mit führerlosen Autos herumzuexperimentieren – überdies dürfen sich auch die Kunden von einer Charme-Offensive umgarnen lassen.
Während die Konstrukteure somit einerseits immer mehr Technik unter die Haube stecken, stellen andere Details sicher, dass beim Autokauf auch weiterhin kräftig gemenschelt wird. So ließ sich etwa Skoda schon vor ein paar Jahren für die Tatsache feiern, dass zumindest das hauseigene Spitzenmodell die Kunden nicht mehr im Regen stehen lässt. Im Flaggschiff Superb wurde eigens für die Tage mit anspruchsvoller Witterung ein Regenschirmfach samt zugehörigem Taschenschirm integriert. Dabei haben die Konstrukteure sogar an die Rückkehr des durchnässten Regenschirms gedacht; die Neigung der runden Öffnung stellte nämlich sicher, dass die Nässe polsterschonend nach außen abfließen kann.
Skoda folgt einer langen Tradition
Nun ist nicht überliefert, ob diese auf den ersten Blick eher simpel anmutende Innovation bei den Käufern tatsächlich das Sicherheitsgefühl erhöhte. Offenbar war die Begeisterung jedoch groß genug, um den tschechischen Autohersteller noch einmal zu einer Verfeinerung seiner vermeintlichen Erfindung zu motivieren. Die seit dem Jahresbeginn erhältliche neuste Generation des Superb trägt nämlich dem Umstand Rechnung, dass auch ein Skoda-Fahrer nicht gern allein reist: Dank der nunmehr in beiden Vordertüren versteckten Regenschirme muss endlich auch der Beifahrer keine Stoßgebete mehr gen Himmel schicken.
Ein geschichtsbewusster Blick zurück lässt jedoch freilich befürchten, dass der Regenschirmhalter den neuesten Skoda vielleicht doch an den Interessen der potentiellen Käufer vorbei optimiert. Immerhin holten sich in den vergangenen Jahrzehnten auch schon andere Hersteller anerkennende Schulterklopfer für dieses „geniale“ Feature ab, bevor der Praxistest im Alltag dann allem Anschein nach nicht wunschgemäß bestanden wurde. So konnte etwa die bereits im Jahr 2003 in der B-Säule des Vivaro Life integrierten Regenschirme nicht verhindern, dass Opel bald darauf in enorme Schwierigkeiten geriet – und der anfangs gefeierte „Clou“ wurde nach kurzem Zeitablauf auf den hintersten Seiten des Werbeprospekts versteckt.
Regenschirm und Spielesammlung: Das „Schlechtwetterpaket“ von Mercedes
Allerdings konnte der jederzeit verfügbare Auto-Regenschirm schon bei der ersten Präsentation des Vivaro Life keinen echten Neuigkeitswert mehr für sich geltend machen; schließlich hatte bereits der sieben Jahre zuvor auf den Markt geworfene Mercedes-Van versucht, den integrierten Schirm als zusätzlichen Kaufanreiz zu nutzen. Um in den Genuss der wetterfesten Variante zu kommen, war bei der V-Klasse jedoch die Wahl der etwas höherpreisigen Ausstattungslinie „Fashion“ erforderlich: Damit der hierfür fällig werdenden Aufpreis von 1150 DM aber tatsächlich gerechtfertigt erschien, legte der Stuttgarter Autobauer vorsichtshalber noch eine „Spielesammlung für Kinder“ oben drauf.
Somit kann also getrost behauptet werden, dass Skoda mit dem Werbeschirm ab Werk eine langjährige Tradition in die Gegenwart hinüberrettet: Bemerkenswerterweise stellen sich zugleich aber auch ein paar Hersteller aus einem ganz anderen Preissegment als Befürworter des im Auto verbauten Regenschirms heraus. So sind etwa mit dem Rolls-Royce Phantom und den Aston Martini V12 Vantage S Roadster gleich zwei Männerträume mit einem integrierten Schirm erhältlich – allerdings müssen sich zumindest gut betuchte Cabrio-Fans zunächst einmal mutig durch den Regen kämpfen, um an das aus optischen Gründen im Kofferraum untergebrachte Extra zu gelangen.