Regenschirme zwingend erforderlich in…
Schwarzwälder brauchen Regenschirme
Die Suche nach dem regenreichsten Ort in Deutschland kommt einer überraschenden Sisyphusarbeit gleich: Erstaunliche viele Städte reklamieren für sich die zweifelhafte Ehre, in einem unwirtlichen Feuchtgebiet errichtet worden zu sein.
Die verschobene Wahrnehmung ist möglicherweise auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Klage über das notorisch schlechte Wetter noch immer zu den Klassikern des Smalltalks zu zählen ist – und selbst in diesem Fall bleibt dann offensichtlich etwas hängen.
Den auch im meteorologischen Bereich um sich greifenden „Fake News“ tritt nun jedoch der Deutsche Wetterdienst beherzt entgegen, der in einer am 29. Dezember ausgesendeten Pressemitteilung gleichermaßen höchstamtlich wie vorläufig den Schlechtwetter-König des Jahres 2016 kürte.
Mit dem Nordschwarzwald hat sich dabei gleich ein ganzer Landstrich den heiß umkämpften Sieg gesichert; zwischen Karlsruhe und Pforzheim wurden im vergangenen Kalenderjahr vereinzelt Niederschlagsmengen von bis zu 2000 l/m² gezählt.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Rekordwerte ging Baden-Württemberg obendrein als regenreichstes Bundesland in die Annalen ein; mit durchschnittlichen Niederschlägen von 965 l/m² kamen hier allem Anschein nach aber auch etliche Ortschaften etwas glimpflicher davon.
Bedauerlicherweise liegen noch keine belastbaren Zahlen vor, wie sich im selben Zeitraum der Absatz an Regenschirmen entwickelte. Immerhin darf aber zumindest angenommen werden, dass als Werbegeschenke überreichte Regenschirme im Süden ganz besonders willkommene Präsente waren.
Leisteten hier im Normalfall jedoch bereits etwas klapprige Taschenschirme treue Dienste, mussten die Einwohner von Groß Berßen schon zu größeren Kalibern greifen – im Emsland wurde am 23. Juni die größte Niederschlagsmenge innerhalb von 24 Stunden gemessen.
Für die an jenem gebrauchten Tag gemessenen 150 l/m² ließen sich andere Gemeinden fast zwölf Monate Zeit; so kam etwa in Sachsen-Anhalt anno 2016 gerade einmal eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 475 l/m² zusammen.
Rund um Halle und Magdeburg gesichtete Regenschirme hatten im vergangenen Jahr deshalb wohl vor allem modischen Zwecken gedient; auch der Blick auf die benachbarten Bundesländer lässt vermuten, dass sich mittlerweile selbst Petrus am Aufschwung Ost beteiligt.
So bequemten sich beispielsweise auch die etwas nördlicher angesiedelten Regionen in aller Regel trockenen Fußes durch den Tag – und als Gipfel der Ungerechtigkeit bekamen Brandenburg und Berlin darüber hinaus auch noch die meiste Sonne ab.
Derweil sich die Brandenburger beneidenswerte 1735 Stunden in der Sonne aalten, musste sich die Bundeshauptstadt hier mit dem zweiten Platz begnügen. Über diese kleine Schmach tröstete die Hauptstädter jedoch vermutlich die höchste Durchschnittstemperatur von 10,5 °C hinweg.
Dass sich die Berliner inzwischen selbst beim Wetter schamlos das größte Stück vom Kuchen schnappen, droht einmal mehr den Länderfinanzausgleich ins Wanken zu bringen. Ein paar als Werbeartikel auf den Weg gebrachte Stockschirme mit einem Firmenlogo könnten das zum Aufbrausen neigende Temperament der Bayern aber möglicherweise schon wieder milde stimmen.