Niederlande: Regenschirme schützen vor Uhu-Angriffen
Mit Regenschirmen gegen Uhu-Angriffe
Von einem ungewöhnlichen nächtlichen Plagegeist wird derzeit die nordhölländische Stadt Purmerend heimgesucht: Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung Guardian hat ein Uhu die knapp 80.000 Einwohner zählende Gemeinde zu seinem Jagdrevier erklärt. Da sich das Tier in den vergangenen Tagen schon rund 15 Angriffe zuschulden kommen ließ, werden von der Stadtverwaltung inzwischen unkonventionelle Sicherheitsmaßnahmen empfohlen: Nach Einbruch der Dunkelheit sollen die Nachtschwärmer ihr Haus nur noch mit einem Stockschirm geschützt verlassen.
Bieten nur Regenschirme mit Werbung effektiven Schutz?
Was im ersten Moment wie eine launige Anekdote aus dem Tierreich klingt, kann in der niederländischen Stadt niemanden mehr zum Lachen bringen. Da es der Uhu als größte Eulenart auf eine Flügelspannweite von über 150 cm bringt, ist eine Begegnung mit dem offensichtlich außer Rand und Band geratenem Vogel alles andere als angenehm. Dies gilt insbesondere deshalb, weil es das in Purmerend sesshaft gewordene Exemplar auf das Fleisch seiner Opfer abgesehen hat: Schon mehrere nächtliche Spaziergänger hat die Bekanntschaft mit den scharfen Krallen des Angreifers auf die Rettungsstelle des örtlichen Krankenhauses geführt.
Aufgrund der wiederholten Attacken sah sich bereits ein Leichtathletikverein gezwungen, alle nach Einbruch der Dämmerung angesetzten Trainingseinheiten vorübergehend abzusagen: Da im Februar gleich zwei Läufer den Angriffen zum Opfer fielen, hatte der Uhu die Freizeitsportler zuletzt offensichtlich als besonders leichte Beute ausgemacht – einer der beiden Athleten musste seine erlittene Kopfverletzung auf der Notaufnahme mit sechs Stichen zusammenflicken lassen. Angst und Schrecken haben die Übergriffe des Uhus allerdings auch in einem benachbarten Behindertenheim verbreitet; nach Angaben einer Sprecherin trauen sich die Bewohner derzeit nur noch mit Regenschirm, Hut oder gar Helm „bewaffnet“ zu ihren abendlichen Spaziergängen aus dem Haus.
Sind die Frühlingsgefühle schuld?
Auch von der Stadtverwaltung werden Werbeschirme als bevorzugtes Mittel zur Gefahrenabwehr empfohlen. Weil sich der Uhu stets lautlos und somit völlig überraschend auf seine Opfer stürzt, wird das Straßenbild in Purmerend derzeit folglich nicht nur bei unfreundlicher Witterung von Regenschirmen – meist mit Firmenlogo – geprägt. Derweil rätseln die Experten der nationalen Eulen-Stiftung, warum der rund 75 Zentimeter große Vogel außer Kontrolle geraten ist. Aufgrund des bevorstehenden Frühlings führen einige Ornithologen die Aggressionen auf einen Hormonüberschuss zu Beginn der Brutsaison zurück. Andere Vogelkundler machen eine mögliche Aufzucht in menschlicher Gefangenschaft für die Angriffe verantwortlich – Einigkeit besteht somit lediglich darüber, dass das Verhalten des Uhus ausgesprochen „ungewöhnlich“ ist.