Urlaub ohne Regenschirm

In Bologna braucht man keine Regenschirme

Wenngleich die Tage unmerklich schon wieder länger werden, steht der eigentliche Beginn des Winters noch immer aus: In Ermangelung der weißen Pracht hat sich ein Großteil des Landes rund um den Jahreswechsel mit einem schmutzigen Grau in Grau geschmückt.

Wer den melancholischen Aspekten des Lebens nur wenig abgewinnen kann, lässt seine Gedanken deshalb fast schon zwangsläufig in die Ferne schweifen – zumal der sich etwas ruhiger anlassende Jahresanfang wie dafür geschaffen ist, sich in die Urlaubsplanung zu vertiefen.

Noch unschlüssigen Zielsuchern griff das News-Portal nachrichten.at vor wenigen Tagen mit einem kleinen Porträt von Bologna beherzt unter die Arme, in dem der Autor die italienische Stadt als Sehnsuchtsziel aller des Regenschirms überdrüssig gewordenen Globetrotter inszeniert.

Während es im regengeplagten fernen Osten zu den neueren Trends gehört, die Innenstädte sukzessive zu überdachen, werden ausgiebige Spaziergänge in der Hauptstadt der Region Emilia-Romagna schon seit Jahrhunderten trockenen Fußes absolviert.

Da Arkaden mit einer Gesamtlänge von rund 38 Kilometern die gesamte Innenstadt durchziehen, sind Regenschirme in Bologna zu den Ladenhütern zu zählen – dabei wird die architektonisch anspruchsvolle Überdachung von den Einwohnern noch nicht einmal in erster Linie in Schlechtwetterzeiten geschätzt.

Im Sommer garantieren die Schatten spendenden Arkaden schließlich dafür, dass das öffentliche Leben selbst unter sengender Sonne nicht zum Erliegen kommt; was den Italienern ganz nebenbei auch eine missbräuchliche Verwendung ihrer Taschenschirme als Sonnenschutz erspart.

Derweil in Bologna somit noch nicht einmal die ärgste Wetterkapriole das Einkaufsvergnügen trüben kann, sind die hiesigen Einzelhändler schlechter dran. Schon mehrfach hatten wie an dieser Stelle deshalb von innerstädtischen Initiativen berichtet, welche die Kundschaft mit kostenlosen Leih-Stockschirmen auch an Regentagen in die City locken.

Leih-Stockschirme nun auch in der Schweiz

Regelrecht generalstabsmäßig nimmt sich seit einiger Zeit das aus Dänemark stammende Unternehmen Abrella der Aufgabe an, sämtliche Städte Europas kostenlos zu beschirmen. Wie die Zuger Zeitung berichtet, wird das Franchise nach ersten Achtungserfolgen in Skandinavien und Irland nunmehr auch in der Schweiz aktiv.

Auch in den Pilotstädten Luzern und Altdorf fußt die Geschäftsidee von Abrella darauf, den vom Regen überraschten Kunden hochwertige Stockschirme mit Logo zur Verfügung zu stellen, die bei allen teilnehmenden Händlern ohne jeden bürokratischen Aufwand einfach mitgenommen werden können.

Dabei sollen vor allem die doch recht gedrängt platzierten PR-Botschaften dafür Sorge tragen, dass die Schirme nicht als wohlmeinende Werbegeschenke missverstanden werden. Als Kehrseite der Medaille gehen redliche Benutzer der Leihschirme deshalb aber als wandelnde Litfaßsäule spazieren.

Angesichts dieses Konzepts bleibt es Abrella somit aber notwendigerweise versagt, die tatsächlichen PR-Möglichkeiten der Regenschirme auszuschöpfen – nur wirklich ansprechend gestaltete Werbegeschenke gibt ein neuer Besitzer nicht mehr freiwillig aus der Hand.