Regenponchos sollen Regenschirme ersetzen
Werbegeschenke für die tollen Tage
Auch wenn sich die hiesige Bevölkerung relativ hälftig in rheinische Frohnaturen und normale Menschen teilt, sind derzeit doch alle gleichermaßen von der fünften Jahreszeit betroffen: Selbst wer nur des Abends ermattet auf das Sofa sinkt, kommt bis zum erlösenden Aschermittwoch an Prunksitzungen und Büttenreden kaum vorbei. All jene, die dem kollektiven Frohsinn skeptisch gegenüberstehen, könnten der aktuellen Wetterberichterstattung durchaus ein wenig Schadenfreude abgewinnen; schließlich scheint Petrus zumindest in diesem Jahr nicht mit den Jecken im Bunde zu sein.
Dass von der Westdeutschen Zeitung bis zum Kölner Stadt-Anzeiger sämtliche lokale Medien bedauernd an die unbedingt erforderliche Mitnahme der Regenschirme erinnerten, nötige erfahrenen Karnevalisten jedoch freilich nur ein Lächeln ab: Immerhin bereitet es mit etwas Weitsicht keinerlei Probleme, den Regenschirm stimmig in die gewählte Kostümierung zu integrieren. Der gut sortierte Fachhandel hat sich natürlich längst auf die meteorologischen Gegebenheiten eingestellt; nach Schutz suchenden Jecken bleibt deshalb auf Wunsch selbst die eigentlich unvermeidliche Mary Poppins erspart.
Gefährlicher Schwachsinn: Gewehrschirme
Im Überschwang schießt dann so mancher Anbieter aber doch schnell einmal über das Ziel hinaus: Da das Polizeiaufgebot derzeit vielerorts Assoziationen an ein Hochsicherheitsspiel in der Regionalliga weckt, dürfte sich etwa der bei ebay manchmal als Accessoire erhältliche „Gewehrschirm 7007“ nicht als der Weisheit letzter Schluss erweisen. Dass der Schirm in Form eines „zünftigen“ Jagdgewehrs beim Öffnen für „tolle Überraschungseffekte“ sorgt, droht schließlich die unerwünschte Folge nach sich zu ziehen, dass die gerade noch bützende Nachbarin mit einem Mal mehr als nur eine Reker’sche Armlänge Abstand hält.
Als deutlich alltagstauglicher stellen sich da schon jene Regenschirme heraus, die etwa im Stil von „Kingsman“ eher auf Understatement setzen. Da sich die schlagkräftigen Argumente hier bescheiden hinter der eleganten Fassade verstecken, kann sich der Besitzer ungestört darauf konzentrieren, ganz gentlemanlike einfach nur gut auszusehen. Im feinen Zwirn sollte dann auch die erste Bekanntschaft mit einer gleichfalls wetterfest gekleideten Prinzessin nicht lange auf sich warten lassen – immerhin scheinen derzeit jene Taschenschirme Hochkonjunktur zu haben, die direkt einem Märchenbuch entsprungen sind.
Als deutlich weniger modisch festgelegt stellen sich die Jecken hingegen heraus, wenn es darum geht, den Schirm seiner eigentlichen Bestimmung zu entziehen. Da beim Fangen der Kamelle lediglich das Vergrößern der eigenen Körperfläche zählt, spielen diesbezüglich als Werbegeschenke unters Volk gebrachte Stockschirme ihre große Stärke aus. Für den unerfreulichen Fall von Wetterunbilden hat sich aber auch hier die Mitnahme eines verlässlichen Zweitgerätes schon oft genug bewährt.
Update: Wegen Sturmtief Ruzica bitten die Veranstalter des Kölner Zochs alle Zuschauer, ihre Regenschirme zu Hause zu lassen. Diese könnten wegwehen und Menschen verletzen. Eine Regenjacke und ein Kapuzenpullover darunter sei wohl dieses Jahr die bessere Wahl.