Regenschirme als Symbol der Euro-Rettung

Regenschirme, Rettungsschirme – Was hilft Europa?

Seit Beginn der Finanzkrise und den damit einhergehenden Rettungsmaßnahmen müssen Regenschirme als Symbol für die Anstrengungen gegen den vermeintlichen Kollaps der Einheitswährung herhalten. Wie er im Angesicht vieler redaktioneller Artikel zur Krise meist euro-blau und mit Euro Logo statt einer Werbeanbringung dargestellt wird, steht er für die heile (Finanz-)Welt.

Die Botschaft scheint anzukommen. Bei aller Komplexität der Finanzmärkte und Turbulenzen beinahe kollabierender EU-Staaten strahlt uns dieser schöne Werbeschirm seit Jahren als Chiffre für Friedlichkeit, Ruhe und Schutz aus diversen Magazinen an. Ein Relikt der Schlichtheit zur Dämpfung konfuser Szenarien, hektischem Aktionismus und zur Dämpfung von manch aufgebrachtem Bürgerunmut. „Das wird schon…“, soll es suggerieren. Doch wer kommt auf ein Werbegeschenk in Anbetracht von Schulden- und Bankenkrisen, die manchen Politikern und Bürgern seit vielen Jahren den Schlaf rauben?

 

Großer und schöner Gästeschirm: Fare Vent Art. 2275

Groß, schön und blau:, aber kein Rettungsschirm Gästeschirm Fare Vent Art. 2275

Ein Regenschirm muss den Euro retten

Regenschirme bestehen hauptsächlich aus regenabweisendem Nylongewebe oder einem Bezugstoff aus Polyester. Dank sogenannter „Kiele“ lassen sie sich aufspannen und dienen fortan als Schutz vor Regengüssen und Nässe. Dass dieser einfache Gebrauchsgegenstand auch Schutz vor Bankenkrisen und Staatspleiten bietet, ist ein ganz neuer, wenngleich auch nicht gerade plausibler Aspekt, den wir der Fantasie eines Illustratoren zu verdanken scheinen. Vielleicht stand hier das Sprichwort von Marc Twain Pate, wonach ein Bankier ein Mensch sei, „der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.“ Der Griff in die Kiste mit kreativen Wortfindungen kann so tief allerdings nicht gewesen sein. Mehr als etwas Wind aus den pausbäckigen Segeln kann auch ein hochwertiger Stockschirm von Fare nicht nehmen und es hätte durchaus Alternativen für die Illustratoren gegeben – die aber grafisch vermutlich schlechter darstellbar gewesen wären.

Tief fallen oder die Reißleine ziehen

Der echte Rettungsschirm etwa verfügt zumindest über eine Reißleine. Man könnte sie ziehen, bevor es zu spät ist – immerhin! Außerdem ist ein Fallschirm ein technischer Gegenstand, der nicht nur Menschen sondern auch Gegenstände aus großer Höhe relativ sicher und unbeschadet auf den Boden der Tatsachen zurück verfrachtet. Vielleicht auch die Eurokrise? Einen Versuch wäre es wert. Denn der Fallschirm, der auch Sprungschirm genannt wird, erzeugt ganz automatisch einen dynamischen Auftrieb und den kann die Politik zur Krisenbewältigung wirklich gut gebrauchen. Für alle, die im Angesicht der Euro-Krise in Luftnot geraten, kann der echte Rettungsschirm zudem gar lebensrettend werden.

Was bleibt, ist das Problem mit der Fallgeschwindigkeit. Rund 60 Meter pro Sekunde sind beim echten Rettungsschirm durchaus drin. Das schafft keine Regenschirm, auch wenn zu diesem Thema einige verrückte youtube-Videos kursieren. Politiker, die am Ende die Krise doch nicht lösen, fallen übrigens noch schneller. Selbst Taschenschirme fallen dagegen selten und verharren selbstlos und schützend über ihren Trägern. Ohne Schirm neben jemandem mit einem großen Regenschirm im Regen zu stehen, macht allerdings zutiefst nass und unglücklich. Das könnte manchen Nachbarländern zu denken geben.