Regenschirme als Kulturgut
Regenschirme in Hollywood, Düsseldorf und Pinneberg
Obwohl sich Regenschirme vor allem im regnerischen Alltag unentbehrlich machen, hat es der allseits beliebte Gebrauchsgegenstand bekanntlich auch schon im Bereich der schönen Künste zu einigen Weihen gebracht: So wäre der Welt so manches berühmte filmische und musische Meisterwerk entgangen, hätte nicht ein Regenschirm als inspirierendes Utensil Pate gestanden. Diese nicht immer ausreichend gewürdigte künstlerische Ader des Regenschutzes wurde in den vergangenen Tagen dann endlich einmal auch in den Mittelpunkt zahlreicher Presseberichte gerückt. Kein Wunder, schließlich werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus.
Dabei ist noch nicht einmal ganz sicher, ob es wirklich eine gute Nachricht ist, dass Walt Disney derzeit offensichtlich ein Remake von „Mary Poppins“ in der Mache hat. Ist in der Vergangenheit schon so mancher Kultfilm durch eine Neufassung völlig unnötigerweise verschlimmbessert worden, droht nun auch dem wohl berühmtesten aller Kindermädchen ein ebensolches Schicksal zu blühen. Wie die Welt vor wenigen Tagen berichtete, ist diese Neuverfilmung jedoch nicht als bloße Neuauflage angelegt, stattdessen soll die um 20 Jahre in die Zukunft versetzte Handlung an ganz neuen Handlungssträngen stricken.
Werden bereits viele langjährige Fans des Originals das Remake mit Argwohn beäugen, wäre der kritische Blick von P. L. Travers wohl noch um einiges unerbittlicher gewesen; die in der Fachwelt als schwierig bekannte Schriftstellerin hatte sich zu Lebzeiten schließlich vehement eine weitere filmische Adaption ihres Werks verbeten. Da die Australierin aber praktischerweise schon im Jahr 1996 verstorben ist, haben die Filmstudios nun bei ihren Planungen weitgehend freie Hand: Dass sich jedoch der bereits für den „Schiffbruch mit Tiger“ verantwortliche David Magee um das Drehbuch kümmert, macht immerhin Mut, dass Hollywood das Erbe der Kult-Autorin nicht auf die leichte Schulter nimmt. Möge Mary Poppins (für die Hauptrolle soll Anne Hathaway im Gespräch sein) nur nicht mittels Werbeartikel Stockschirm mit Space X oder Lufthansa Logo als Werbeanbringung entschweben!
Während Mary Poppins ohne ihren Schirm gar nicht denkbar ist, trug der Nässeschutz vor wenigen Tagen in Düsseldorf eher zufällig zum Gelingen einer ganz anderen Kulturveranstaltung bei: Kaum hatte es sich das Orchester der Heinrich-Heine-Universität auf einer städtischen Freiluftbühne bequem gemacht, drohte ein einsetzender Schauer das geplante Potpourri aus der Welt der Klassik zu verhindern. Wie die Westdeutsche Zeitung beobachte, konnten erst kurzentschlossene Besucher die Veranstaltung retten – mit Schirm bewaffnet wurde die Bühne geentert, um Mensch und das in diesem Fall sogar noch etwas wertvollere Material vor den tückischen Witterungseinflüssen zu schützen. Für Kenner mag erwähnenswert sein, dass fast alle „Retter“ identische schwarze Werbeschirme auf die Bühne brachten: Es war der Gästeschirm Jumbo XL Square Automatik, den wir unter der Artikel-Nummer 2393 vertreiben. Die Werbeanbringung können wir allerdings auf dem Foto nicht entziffern.
Wurde das studentische Konzert kurz darauf passenderweise mit Klängen aus dem Ballett „Schwanensee“ eröffnet, ist der norddeutsche Radiosender R.SH eher für eine andere musikalische Tonart bekannt. Da sich der Sender darüber hinaus natürlich auch der Volksbelustigung verpflichtet fühlt, ist dieser in diesen Tagen mit einer „Challenge“ quer durch Schleswig-Holstein unterwegs. Nach und nach kommen so alle auffindbaren Ballungszentren in den Genuss, mehr oder weniger erfreulichen Aufgaben zu erfüllen – und das Pinneberger Tageblatt berichtet nicht ohne Stolz, dass auch die eigene Stadt von den Radiomachern nicht vergessen wurde.
Fünf Stunden blieben den Pinnebergern an jenem geschichtsträchtigen Tag demnach Zeit, den größten Regenschirm des heimatlichen Bundeslandes zu errichten: Und es lässt bereits das aus der Bürgermeisterin, dem Stadtsprecher und weiteren Honoratioren bestehende „Orga-Team“ erahnen, dass die Challenge mit der gebotenen Ernsthaftigkeit angegangen wurde. Flugs wurden örtliche Unternehmen zum Herbeischaffen von Bauplanen und Stoffrollen motiviert; herbeigeeilte fleißige Hände nahmen zudem Stockschirme, Taschenschirme und Werbeschirme aller möglichen Hersteller als großzügige Spende entgegen. Was dies nun mit Hochkultur zu tun hat? Ist doch klar: Nachdem tatsächlich der größte aller Regenschirme errichtet worden war, wurde gemeinsam mit dem Radiomoderator „Singin‘ In The Rain“ zum Besten gegeben. In diesem Sinne: Genießen Sie den Regen!