Werbegeschenke wider Willen

Dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, ist für den Volksmund ein alter Hut. Derzeit kommt es die japanischen Stadt Hakodate jedoch teuer zu stehen, dass Regenschirme seit jeher zu den beliebtesten Werbegeschenken zu zählen sind. Wie unter anderem die Japan Times und auch die Salzburger Nachrichten berichten, hatte sich die Handelskammer der rund 250.000 Einwohner zählenden Gemeinde anlässlich der Erweiterung der Bahnstrecke Hokkaido Shinkansen eine PR-Aktion ausgedacht, die bei der breit gestreuten Zielgruppe auf unvermutet großes Interesse stieß.

Von den eigentlich nur als Leihgabe an Einheimische und Touristen ausgegeben 1.500 Schirmen fanden nach einer vorläufigen Zählung schließlich gerade einmal 13 Exemplare den Weg zu den edlen Spendern zurück: Dabei verweist die Kammer zähneknirschend darauf, an den über die gesamte Innenstadt verteilten Schirmständern eigens auf den bloßen Leih-Charakter der Taschenschirme aufmerksam gemacht zu haben: Auf dem durchsichtigen Bezug habe man den Hinweis „Rental Umbrella“(Leih-Schirm) sogar im Siebdruck aufgebracht.

Dass die praktische Leihgabe in mehr als 99% aller Fälle zu einem gern genommenen Präsent geworden ist, hat sich die Handelskammer allerdings auch ein wenig selbst zuzuschreiben – der originale Wortlaut an den Hinweistafeln lässt zweifelsohne ganz unterschiedliche Interpretationen zu: „Behalten Sie die Schirme, so lange Sie wollen, und geben Sie den Schirm zurück, wenn Sie ihn nicht mehr brauchen.“

Wenngleich der im Juni und Juli weite Teile Japans im Würgegriff haltende „Pflaumenregen“ das auf der nördlichen Insel Hokkaido gelegene Hakodate weitestgehend verschont, sind auch hier die sommerlichen Monate immer wieder von heftigen Niederschlägen geprägt: Die optimistische Annahme, dass ein Schirm irgendwann möglicherweise nicht benötigt werden könnte, ringt den leidgeprüften Anwohnern deshalb vermutlich nur ein müdes Lächeln an.

Große Stockschirme werden hierzulande dagegen von der Deutschen Bank als „echte“ Werbegeschenke mehr oder weniger großzügig unter das Volk gebracht – auch das krisengeschüttelte Unternehmen hat jedoch bisweilen mit einer missbräuchlichen Nutzung seiner freundlich gemeinten Gaben zu kämpfen. In der „Bild“-Regionalausgabe von Hannover werden derzeit etwa Fahndungsfotos herumgereicht, auf denen sich ein Räuber mit einem Schirm dieses Geldhauses notdürftig zu anonymisieren versucht.

Immerhin scheint es aber eine Art Entgegenkommen an die Bank zu sein, dass der Schirmbesitzer seinen Raub nicht etwa in einer der einschlägigen Filialen des entsprechenden Instituts, sondern in einem Wettbüro verübte: Unmittelbar vor dem Ende der Fußball-Europameisterschaft hatte der Täter den Buchmacher möglicherweise aber einfach auch nur als das lukrativere Ziel ausgemacht.