Der Schirm – das ungeliebte Wesen?

Regenschirme: Täter mit und Opfer ohne

Bislang hat der Winter noch nicht einmal richtig begonnen – und dennoch haben viele Menschen von der dunklen Jahreszeit schon wieder gestrichen die Nase voll: Dass mit den kürzer werdenden Tagen auch die Laune in den Keller sinkt, war in den vergangenen Wochen auch so manchem Wortbeitrag in der einschlägigen Presse zu entnehmen. Bis irgendwann der Frühling beginnt, scheinen sich etliche Redakteure die Zeit mit gemeinem Regenschirm-Bashing vertreiben zu wollen, der als sichtbarstes Symptom des schlechten Wetters nun den ganzen Ärger abbekommt.

Screenshot MoPO Kolumne Moin Moin Regenschirm

Den Anfang hatte dabei die Hamburger Morgenpost gemacht, in der ein ganz besonders groß gewachsenes Exemplar der Journalisten-Gattung sein Leid in knappen Sätzen zur allgemeinen Kenntnis gab. Da sich besagter Mann mit seinem Kopf auf der Schirmhöhe etwas kleinerer Zeitgenossen befindet, kommt für diesen an Regentagen insbesondere das Spazieren durch enge Fußgängerzonen einem einzigen Spießrutenlaufen gleich. Aus ständiger Sorge um das eigene Augenlicht flüchtet sich der Hüne schließlich gar in Vernichtungsphantasien – die in diesem Fall aber glücklicherweise tatsächlich nur die Regenschirme beeinhalten.

Etwas ausgewogener griff dann vor wenigen Tagen die Rhein-Neckar-Zeitung ebenfalls das heiße Eisen der problematischen Schirme auf; wobei jedoch bereits die Überschrift darauf verweist, dass auch hier der Grundtenor prinzipiell kritisch ist. Da Regenschirme nach den Erfahrungen der Autorin ganz einfach nicht praktisch sind, wird das Objekt der Kritik geradewegs zu einem nützlichen Übel herabqualifiziert. Der Verweis auf die dennoch nicht zu leugnende Beliebtheit kommt schließlich aber doch einer Art Ehrenrettung gleich, zumal diese mit durchaus sachkundigen Äußerungen ebensolcher Experten untermauert wird.

So wird der Schirm nicht nur als eine Allzweckwaffe gegen Regen, Taubenkot und Einbrecher gepriesen, der Professor für Kunstpädagogik an der Uni Eichstädt-Ingolstadt Rainer Wenrich hebt zudem auch dessen modische Komponente hervor: „Ich würde ihn nach wie vor zu den Accessoires zählen.“ Obendrein wird das uns bislang unbekannte Geheimnis gelüftet, warum der Regenschirm in der öffentlichen Wahrnehmung eher die männliche Ausstattung komplettiert. Dies ist laut Wenrich vor allem auf die größere Auffälligkeit der von den Herren bevorzugten Stockschirme zurückzuführen, während sich die Taschenschirme des zarten Geschlechts im großstädtischen Getümmel schnell einmal dem Blick entziehen.

Nach diesen wahlweise kritischen oder erhellenden Ausführungen ruft der dritte Teil des Jahresrückblicks eine Sternstunde aller Royal-Fans in Erinnerung: In der letzten Juniwoche schaute schließlich Queen Elizabeth II. erstmals seit etlichen Jahrzehnten wieder zu einer mehrtägigen Stippvisite in der deutschen Hauptstadt vorbei. Anstelle des bei Berlin-Touristen bekanntlich besonders beliebten Rollkoffers hatte die britische Königin erwartungsgemäß aber deutlich größeres Gepäck an Bord – folglich konnten die zu Tausenden herbeigeeilten Zaungäste auch einen Blick auf die liebevoll als „Vogelkäfig“ titulierten transparenten Regenschirme der Monarchin werfen.

Screenshot Regenschirme von Fulton sind die Schirme der Queen

Der Regenschirm Ihrer Majestät der Königin: transparent…

Wer etwas tiefer in diese Materie eindringen möchte, sei an dieser Stelle auf das Webmagazin wunderweib.de verwiesen, das bereits vor einiger Zeit über die modischen Vorlieben der nimmermüden Königin berichtete. Hierfür wurde eigens die dem Königshaus zugehörige Kleiderkammer aufgesucht, in der das eifrige Personal nicht nur unablässig Kleider schneidert, sondern der Queen obendrein auch fürsorglich die Koffer packt. Als zweite Kopfbedeckung trägt Elisabeth II. im Übrigen ausschließlich „Werbeschirme“ für die Firma Fulton spazieren, die sich dank der prominenten Marken-Botschafterin nicht zuletzt auch im Juni über steigende Absatzzahlen freute.