Outdoor-Regenschirme

Selbst die ZEIT schreibt manchmal über Regenschirme

Werden die den Regenschirm betreffenden journalistischen Perlen von uns oftmals in den etwas unscheinbar wirkenden Lokalblättern aufgegriffen, gelang vor wenigen Tagen nun ausgerechnet der renommierten Zeit der Nachweis, dass diesbezüglich auch die überregionale Presse liefern kann.

Die Hamburger Wochenzeitung hat es sich möglicherweise zu Herzen genommen, dass der Begriff „elitär“ derzeit in gewissen Kreisen als eine Art Schimpfwort kursiert: Aus dieser Erkenntnis resultiert der Versuch, die gehobene Berichterstattung mit einem Augenzwinkern zu verbinden.

Folglich arbeitet sich eine Kolumne an einem Phänomen ab, welches offenbar seit einiger Zeit den unübersichtlichen Markt an Outdoor-Produkten ergänzt: Mittlerweile tragen nämlich Outdoor-Regenschirme dafür Sorge, dass sich unbescholtene Bürger selbst im Freien vor dem Regen schützen können. Da ein Outdoor-Schirm automatisch unter Tautologie-Verdacht gerät, lässt diese Innovation den Zeit-Redakteur ziemlich ratlos zurück – zumal die konsequente Nutzung von Outdoor-Fachkleidung laut der gängigen Werbeversprechen Regenschirme eigentlich gänzlich überflüssig machen sollte.

Als Nächstes dann Indoor-Schirme?

Die auf diese Kolumne fußenden Recherchen förderten das kaum überraschende Ergebnis zu Tage, dass der Zusatz „Outdoor“ lediglich auf die besondere Trekking-Tauglichkeit einiger spezieller Regenschirm-Modelle verweist – was freilich aber nur wieder neue Fragen provoziert.

Immerhin scheinen die Unterschiede zu den seit Jahrhunderten bewährten klassischen Schirmen doch denkbar marginal zu sein; entsprechend ist es nicht gänzlich frei von Komik, wenn sich die Fachpresse mit großem Ernst mit den Eigenheiten des Outdoor-Regenschutzes beschäftigt.

So hat etwa das Wandermagazin bereits im Jahr 2009 drei Modelle des spezialisierten Herstellers Euroschirm in einem Langzeittest auf ihre jeweilige Trekking-Tauglichkeit geprüft: Die Testreihe fand natürlich unter besonders extremen Extrembedingungen, sprich: auf Wanderrouten in deutschen Mittelgebirgen, statt.

Die als besondere Merkmale angepriesenen Eigenheiten der begutachteten Schirme lassen schnell erahnen, dass man sich durchaus auch mit dem üblichen Rüstzeug in diese berüchtigte Todeszone trauen kann: Echte qualitative Unterschiede sind nämlich lediglich zu jenen Exemplaren auszumachen, die für ein paar lausige Cent die fernöstlichen Produktionsstätten verlassen.

Zum Trotzen von stärkeren Windböen zeigen sich schließlich auch die hochwertigen Fare Stockschirme mühelos in der Lage – und wem an dem von so manchen Outdoor-Schirm gebotenen geringen Packmaß gelegen ist, der könnte sich im Zweifelsfalle auch für herkömmliche Taschenschirme interessieren.

Ohne jeden Spott kann es in der Praxis aber natürlich durchaus von Vorteil sein, dass sich ein Outdoor-Schirm per Klettverschluss an der Wanderkleidung fixieren lässt. Eine nicht zu unterschätzende Stärke ist es zudem, dass dieses Produkt unter Garantie für Gesprächsstoff sorgt.

Fazit: Als Werbegeschenke in Umlauf gebrachten Trekking-Schirmen dürfte die gewünschte Aufmerksamkeit sicher sein. Da das vermeintliche Gütesiegel „Outdoor“ jedoch stets mit etwas höheren Kosten verbunden ist, finden diese Werbegartikel bis auf weiteres wohl nur in einer ziemlich kleinen Nische Platz.