Maschinenraum gegenständlicher Werbung

Focus Online über die Herstellung von Regenschirmen

Zwischen der Wiedergabe historischer Anekdötchen und dem Bestaunen modernster Techniken drohen die regenschirmspezifischen Grundlagen an dieser Stelle gelegentlich ein wenig in den Hintergrund zu rücken. Eben deshalb verspüren wir tiefe Dankbarkeit dafür, dass nun schon seit etlichen Jahren Focus Online diesen Knochenjob übernimmt.

Bereits seit rund einem Jahrzehnt feiert auf der Online-Plattform des News-Lieferanten regelmäßig ein kleines Filmchen „Premiere“, welches gewohnt populärwissenschaftlich in äußerst groben Grundzügen über die Herstellung von Regenschirmen informiert.

Dabei trägt es jedoch ein wenig zur Verschleierung der tatsächlichen Verhältnisse bei, dass das Reporterteam den langen Weg in die Fabrikhallen des Fernen Ostens scheut: Stattdessen suggeriert der Besuch einer der letzten hiesigen Manufakturen, dass die auf dem Wühltisch erhältliche Massenware noch immer der überlieferten Handwerkskunst entspringt.

Mit der – im Beitrag nicht namentlich genannten – Schirmfabrik Emil Brauer wird von Focus Online sogar einen echten Dinosaurier der Zunft mit dem dokumentarisch eingefärbten Bericht gewürdigt; schließlich reichen die Wurzeln des seit jeher in Aachen ansässigen Unternehmens bis in das Jahr 1882 zurück.

Tradition gegen Wühltisch

Dem bis zum Jahr 2010 als Fabrikchef tätigen Otto Stabenow bleibt es dabei vorbehalten, den langen Bogen in die Vergangenheit zu schlagen – und darauf hinzuweisen, dass man sich bei aller Tradition natürlich auch in der Printenstadt den technischen Neuerungen nicht verschließt:

„Von der Firmengeschichte hat man angefangen mit Fischgräten, dann Holz, später Stahl, Anfang des 19. Jahrhunderts. Und heutzutage geht man über zu Karbon-Fiberglas-Schirmen, die auch Sturm aushalten.“

Derweil die in zahlreichen Spielarten produzierten Stockschirme und Taschenschirme vor allem durch eher konservative Designs die an hochpreisigen Schirmen interessierte Zielgruppe erahnen lassen, verpassen die andernorts nur recht selten anzutreffenden Schulterschirme dem Sortiment eine individuelle Note.

Da solche Regenschirme unter anderem das freihändige Wandern gestatten, hat zwischenzeitlich zwar auch manch Outdoor-Ausrüster seine Regale mit schnittigen Umhängeschirmen bestückt – mit diesen sind dann allerdings selbst Gelegenheitsspaziergänger versehentlich im Stile von Extremsportlern unterwegs.

Die firmeneigene Homepage verrät zudem, dass längst auch Werbeschirme zu den tragenden Säulen des Unternehmens zu zählen sind. Werbeartikel Regenschirme werden hier zur weiteren Verwendung als Werbegeschenke ausnahmsweise einmal noch in deutschen Landen produziert bzw. montiert.

Dieser lobenswerte Lokalpatriotismus hat jedoch freilich seinen Preis: Da bereits die meisten Einsteigermodelle mit Kosten von rund 50 Euro zu Buche schlagen, wird hier zweifelsohne eine auf Exklusivität bedachte Kundschaft angesprochen, die sich keine Gedanken über die Wertgrenze zur steuerlichen Absetzbarkeit von gegenständlicher Werbung machen muss.

Dank der gut aufgestellten Konkurrenz stellen qualitative Abstriche glücklicherweise aber auch bei einer etwas kostenbewussteren Herstellung von Regenschirmen kein notwendiges Übel dar: Auf den ersten Blick liebgewonnene Werbegeschenke müssen für den großzügigen Spender also nicht unbedingt teuer sein.